Kupfer-Gold-Arsen-(Bismut) Vererzungen des orogenen Typs in Flatschach, Steiermark

Strukturkontrollierte Cu-Au Vererzungen wurden in dem historischen Bergbaugebiet Flatschach (Steiermark, Österreich) abgebaut. Die Vererzungen sind an steil stehende NE-SW bis NNE-WSW gangförmige Strukturen mit Calcit-(Dolomit)-Quarz als Gangart gebunden, die amphibolitfaziell metamorphe Gesteine (gebänderte Biotitgneise/Amphibolite, Orthogneis, Metagranitoid) durchschlagen. Die Nebengesteine werden dem polymetamorphen ostalpinen Silvretta-Seckau Deckensystem zugerechnet. Die Bildung der Gänge erfolgte nach den duktilen Deformationsphase und nach dem Höhepunkt der eoalpidischen Metamorphose in der Oberkreide, aber vor der Ablagerung der kohleführenden früh- bis mittelmiozänen Sedimente des Fohnsdorfer Pull-Apart Beckens.
Es lassen sich drei goldführende Vererzungsstadien unterscheiden. Stadium 1 ist die primäre hydrohermale (mesothermale?) Mineralvergesellschaftung, die von Chalcopyrit, Pyrit und Arsenopyrit dominiert wird. Begleitminerale sind Alloclasit, Enargit, Bornit, Sphalerit, Galenit, Bismuth und Matildit. Gold tritt auf in Einschlüssen, verheilten Mikrorissen und an den Korngrenzen der Sulfide. Eine Serizit-Karbonat Alteration begleitet dieses Stadium. Die Erzminerale des Stadiums 2 entstehen durch Verdrängung der älteren Sulfide und umfassen Digenit, Anilit, "Covellin" (Spionkopit, Yarrowit), gediegen Bismut, sowie die seltenen Kupferarsenide Domeykit und Koutekit. Gold in Stadium 2 kommt vorzugsweise mit Karbonaten (Calcit, Fe-Dolomit) und weniger häufig mit Digenit, Domeykit/ Koutekit und Bismut vor. Stadium 3 umfasst die stark oxidierte Mineralassoziation mit Hämatit, Cuprit und weiteren sekundären Cu- and Fe-Hydroxiden und -Karbonaten. Sie ist im Zuge supergener Verwitterungsprozesse entstanden. Gold von Stadium 1 und 2 ist v.a. Elektrum (Gold Feinheit 640–860), selten reines Gold (Feinheit 930–940). Gold von Stadium 3 ist silberreiches Elektrum (Feinheit 350–490), und hat außerdem einen hohen Gehalt an Quecksilber (bis zu 11 Masse % Hg).
Die Cu-Au Vererzungen im Raum Flatschach zeigen Ähnlichkeiten zu meso- bis epizonal orogenen gangförmigen Goldlagerstätten hinsichtlich der Geologie, der strukturellen Kontrolle der Vererzung, der Art der Alteration, der Mineralvergesellschaftung des frühen Vererzungsstadiums und der Zusammensetzung von Gold. Ungewöhnlich ist die Überprägung dieser früheren Vererzungsphase bei niedrigeren Temperaturen, die in der Bildung der Arsenide Domeykit und Koutekit und der Kupfersulfide Djurleit, Yarrowit und Spionkopit resultierte. Auf Basis der Stabilitätsbeziehungen dieser Phasen wird die Bildungstemperatur für Stadium 2 zwischen 70 °C und 160 °C eingegrenzt. Gold wurde sehr lokal während dieser niedrig temperierten hydrothermalen Phase und durch supergene Oxidations- und Zementationprozesse (Stadium 3) mobilisiert.



