Mineralogische Sammlung

Seit frühesten Überlieferungen faszinieren Minerale die Menschheit. Um Entstehung und Bedeutung von Edelsteinen ranken sich unzählige Mythen und Legenden. In der griechischen Mythologie ist beispielsweise die Verwandlung göttlicher Freudentränen in leuchtende Smaragde, funkelnde Saphire und glänzende Opale verankert und in Volksmärchen sind Metalle und Karfunkelsteine oft von zentraler Bedeutung für die Handlung – so taugen in Mondnächten sogar gemeine Kieselsteine, den Weg nach Hause zu weisen.

Seit Beginn der Aufklärung bis heute wird durch fundierte naturwissenschaftliche Forschung zwar viel Geheimnisvolles rund um die Welt der Minerale entmystifiziert, die Objektivierung mindert die enorme Anziehungskraft von Mineralen und Kristallen aber keineswegs. So sind Sammler-Leidenschaft und das Bedürfnis, besonders eindrucksvolle Exponate in Ausstellungen zugänglich zu machen, nach wie vor Ausdruck dieser Passion.

Auch der Lehrstuhl für Rohstoffmineralogie verfügt über eine umfangreiche Mineraliensammlung, welche rund 8500 Einzelstücke umfasst. Etwa 15% davon sind in der Schausammlung exponiert, streng geordnet nach der kristallchemischen Mineral-Systematik nach Strunz. Dort wetteifern die Exponate um die Aufmerksamkeit der Besucher, die von interessierten Laien über geowissenschaftliche Fachkollegen bis hin zu Schülerinnen und Schülern reichen. Geschützt hinter dicken Vitrinen entfalten viele Ausstellungsstücke als Einzelkristalle ihre schönste Tracht, formenreich, mit spiegelglatten Flächen und pfeilgeraden Kanten. Andere Mineralarten dagegen kaschieren sich hinter vielfarbigen Varietäten und führen die Betrachter damit gehörig in die Irre, wie beispielsweise der Tiefquarz, vertreten als farbloser Bergkristall, brauner Rauchquarz, violetter Amethyst, gelber Citrin, schwarzer Morion, zartrosa Rosenquarz und weißer Milchquarz. Unter den sulfidischen und oxidischen Erzmineralen wird um Glanz und Reflektivität rivalisiert, die Halogenide messen sich in Transparenz und Farbe, Silikate konkurrieren um die spektakulärsten Wachstumsformen. Nur um die Wette strahlende Minerale, die wurden gnadenlos verbannt. Jedes Exponat, ob spießig oder platt, farblos oder opak, glänzend oder matt, kugelig oder fibrös, gibt Informationen über kristallspezifische Eigenheiten wie chemische Zusammensetzung, Bindungsart und Kristallgitter sowie Beschaffenheit des Kristallisationsmilieus preis, das eine offensichtlicher, das andere latenter. G(l)anz wie im richtigen Leben!

Extrovertierte Mineralstufen, die ihre diagnostischen Merkmale gerne zeigen, sind als Übungsexemplare in der Lehrsammlung zugänglich. Studierende können an ihnen mit einfachen Hilfsmitteln ritzen und reiben, riechen und (eingeschränkt!) schmecken, abwägen und vergleichen, sprich die Kunst der Mineralbestimmung und des systematischen Zuordnens von Grund auf lernen und weiterentwickeln.

Der Großteil der historischen Sammlungsstücke aber fristet im Kellerdepot in schattigen Holzschubladen ein beschauliches, unaufgeregtes Dasein, allzeit bereit vorstellig zu werden bei an der Rekonstruktion geschichtlicher Bergbautätigkeit Interessierten, die unermüdlich nach ihnen jagen. Vereinzelt zuordenbare handschriftliche Originalnotizen und Kaufbriefe zeugen von Mineralien-Handel und Material-Beschaffung aus geschichtlich berühmten Mineralienfundorten der K.u.K. Monarchie, wie beispielsweise Schemnitz (Banská Štiavnica) in der heutigen Slowakei, Felsőbánya (Baia Sprie) in Rumänien, Joachimsthal (Jáchymov) in Tschechien und Idrija in Slowenien.

Im Laufe der Zeit wurde die Sammlung durch Integration von Nachlässen erweitert - besonders erwähnenswert das Erbe von Prof. Dr. Franz Dahlkamp, einem bekannten Geologen, der vor allem in der Uranexploration tätig war. Hinzu kommen Geschenke von passionierten Sammlern und der gezielte Zukauf von Mineralien, um beispielsweise Lücken in der Systematik zu füllen oder dem höheren Bedarf an Übungsmaterial durch ansteigende Studierendenzahlen in den letzten 20 Jahren gerecht zu werden.

So präsentiert sich das Mineralieninventar heute als „Bunte Mischung“ und erfreut Studierende, Angestellte und Besucher immer wieder aufs Neue.